Fritzchens
Kindheitstraum
Eine Geschichte aus
Seite 20-21
Als ich noch
nicht zur Schule ging, bekam unser
Elternhaus ein Schieferdach. Die Pfannen
waren abgedeckt und neben dem Haus türmte sich ein großer Haufen nicht
mehr benötigter Dachlatten. Als phantasievolles Kind konnte ich diese
Kostbarkeit nicht einfach ungenutzt liegen lassen, bis alles im Ofen
verschwunden war. Schon sehr bald hatte
ich eine Idee. Der Umgang mit dem
Hammer übte schon immer eine große Faszination auf mich aus, wofür sich
anfangs allerdings so mancher Drahtstift krumm legen musste. Dank einer kleinen
Nagelfabrik in der Nachbarschaft stand aber immer ausreichend versenkbares
Verbindungsmaterial zur Verfügung. Innerhalb weniger Tage entstand so neben dem
Lattenhaufen ein Gebilde, das den Prototypen der Luftfahrtpioniere zumindest
nicht unähnlich war. Beim Schnitzen
des Propellers gab es aber erste Schwierigkeiten und der vorgesehene
Gummimotor, wie ich ihn bei den Modellflugzeugen der Großen gesehen hatte,
brachte auch nicht jene Leistung, die zum Abheben gereicht hätte. Ich blieb
also bodenständig.
Nach über 5
Jahrzehnten könnte sich nun
doch noch mein Kindheitstraum erfüllen, denn vor
einiger Zeit lernte ich einen Piloten einer Kunstfliegerstaffel kennen,
die am Flugplatz Schüren bei Meschede stationiert ist. Bei Flugschauen
mit historischen Flugzeugen
zaubern diese Flugzeugführer mittels
Rauchpatronen atemberaubende
Figuren an den Himmel. Der offene rote Doppeldecker aus dem
Jahre 1947 müsste es sein, denn
bei diesem Flugzeugtyp
sitzt ein möglicher Mitflieger vor dem
Piloten, was der Illusion des
Selbstfliegens entgegen käme, und ich somit doch noch in den Genuss der
sicherlich hervorragenden Flugeigenschaften meiner damaligen
Konstruktion. Beim Überfliegen des Elternhauses am Ufer der Lenne
würde ich dann für
einen Moment die Augen
schließen, nach dem kleinen Jungen schauen und ihm
zuwinken. Möglicherweise werde ich ihm
aber schon in der Luft begegnen.
-----------------------------------------------------------------------------------
55 Jahre später
wurde dieser Traum
dank Pepe, dem Kunstflieger
und den 145 PS aus 7 Litern
Hubraum
Wirklichkeit.
Vom Flugplatz
Meschede-Schüren aus „ging“
es
über Eslohe-Wenholthausen
vorbei am Reitturnier an der
dortigen Teufelstanne
dem Lauschgeist
an der Sauerland-Höhenflug-Wanderroute,
und dem Schomberg-Turm bei
Wildewiese
ins Lennetal
nach Finnentrop-Rönkhausen.
Um die Häusergruppe zwischen
Straße und Fluss herum
gab es damals aber nur
Wiesen und Felder.
Der Schleife über den Ort Plettenberg-Pasel,
den ich auch noch „etwas“ kleiner
in Erinnerung habe,
folgte der Anflug von
Westen,
genau so,
wie ich mir das als Kind vorgestellt hatte !!
Erst beim höheren Umfliegen
des Ortes ist das Ausmaß
der späteren Bebauung
außerhalb des alten Ortskerns sichtbar.
Über Lenhausen
und Finnentrop das Lennetal
hinauf
und dann im Steigflug zum
Oberbecken des Pumpspeicherwerks
zurück
über den Hennesee bei
Meschede
zum Flugplatz Schüren.
Herzlichen Dank , Pepe!